Sonntag, 3. Dezember 2017

Vertrauensarbeitszeit

Bei moderner Arbeitszeitgestaltung unverzichtbar.

Die aktuelle Diskussion um die angeblich notwendige Flexibilisierung des Acht-Stunden-Tages - der in der Realität noch oben und nach unten eh längst ausgehöhlt ist - läßt eine attraktive Form der Arbeitszeitgestaltung nahezu außer acht: die Vertrauensarbeitszeit. Dabei kann sie für beide Seiten, Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, gleichermaßen attraktiv sein.
(Nebenbei: Ich habe selbst fast 25 Jahre in Vertrauensarbeitszeit gearbeitet und auch ein Arbeitszeitmodell auf der Basis von Zeitkonten mitkonzipiert und eingeführt. Ich rede also hier nicht nur von der Kanzel.)
Einige Thesen zur Vertrauensarbeitszeit.
Sie ist schwierig. Wie der Name schon sagt, setzt sie Vertrauen voraus, von beiden Seiten. Der
Arbeitgeber muss dem Beschäftigten vertrauen, dass er seine Arbeit erwartungsgemäß und zeitgerecht erledigt. Der Mitarbeiter muss darauf vertrauen, dass das Arbeitspensum in einer normalen Arbeitszeit zu bewältigen ist und die fehlende Zeiterfassung kein Vehikel, um schleichend die Kapazität zu erhöhen.
Sie verlangt Führungskompetenz. Der Vorgesetzte muss in der Lage sein, ohne die Führungskrücke
Zeiterfassungssystem seine Mitarbeiter ergebnisorientiert zu führen.
Sie ist einfach in der Durchführung. Sie erspart den Zeit- und Kostenaufwand eines Zeiterfassungssystems, der von den Betreibern meist großzügig übersehen wird.

Sie ist bewährt. Schließlich gibt es viele, vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die ohne Zeiterfassungsysteme erfolgreich operieren. Und wie meine eigene Erfahrung zeigt, kann auch in größeren Unternehmen, zumindest für Teile der Belegschaft die Vertrauensarbeitszeit das Mittel der Wahl sein.
Sie motiviert. Wenn man wirklich will, dass Mitarbeiter eigenverantwortlich und selbstbestimmt arbeiten, dann kommt man an Vertrauensarbeitszeit nicht vorbei. So kann man glaubhaft vermitteln, dass es nicht auf die Erfüllung der Arbeitszeit ankommt, sondern auf die Aufgabenerledigung.
Und das wird von den Beschäftigten auch so bestätigt.
Sie hat ihre Grenzen. In bestimmten Formen der Arbeitsorganisation, z.B. Schichtarbeit, ist Vertrauensarbeitszeit nicht einsetzbar. Das spricht jedoch nicht generell gegen sie.
Nach meiner persönlichen Erfahrung gäbe es in vielen Bereichen die Möglichkeit Vertrauensarbeitszeit zu praktizieren. Sie kann ein attraktives Instrument für Arbeitgeber und Beschäftigte sein. Ich kann nur empfehlen, sich positiv mit ihr auseinanderzusetzen.

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