Freitag, 17. November 2017

Wieviel Demokratie verträgt ein Unternehmen?

Diese Frage stellte DIE ZEIT unlängst im Untertitel zu einem Artikel, der über die demokratischen Prozeduren in dem Unternehmen Umantis berichtete. Der Chef dieser Schweizer IT-Firma wurde von den etwa 150 Mitarbeitern gewählt. Auch sonst geht es dort demokratisch zu. Die wesentlichen Entscheidungen werden offenbar in Form von Abstimmungen getroffen.
Um es vorweg zu nehmen: die oben gestellte Frage wird in dem Artikel erwartungsgemäß nicht beantwortet. Er suggeriert allerdings, dass Demokratie Unternehmen voran bringt. "Unternehmen sind erfolgreicher, wenn ihre Strukturen demokratisch sind", wird eine Wissenschaftlerin zitiert. Eine Behauptung, die aber bisher empirisch nicht belegt sein dürfte.
Man merkt auch hier "Demokratie ist in", ganz besonders Basisdemokratie. Die zunehmende Komplexität unserer Zeit scheint die romantische Vorstellung zu nähren, dass demokratische Mehrheiten eine höhere Problemlösungskompetenz haben.
Um es noch einmal zu sagen, ich habe nichts gegen Demokratie. Sie ist für die Organisation des Zusammenlebens in einem Staat unverzichtbar. Aber in einem Unternehmen ist sie nur von begrenztem Nutzen. (Siehe dazu diverse Posts aus der Vergangenheit). Trotzdem muss es ja nicht autoritär oder gar diktatorisch zugehen. Wenn wertschätzend geführt wird, braucht man keine basisdemokratischen Strukturen im Unternehmen.
Warum stößt denn Demokratie in einem Unternehmen an Grenzen? Neben der Titelfrage bleiben auch etliche andere Fragen unbeantwortet. Eine Kernfrage wird erst gar nicht gestellt und von daher auch nicht beantwortet: Wer trägt die Verantwortung für eine Entscheidung? Mehrheiten tun sich schwer mit der Übernahme von Verantwortung.
In dem Artikel wird erwähnt, dass alle Führungskräfte, die von den Mitarbeitern abgewählt wurden, im Unternehmen geblieben sind. Interessant zu wissen wäre, warum sie denn abgewählt wurden. Was hat den Mitarbeitern nicht gepasst und warum wurde dann ein oder eine andere(r) gewählt?  Immerhin wurde der amtierende Geschäftsführer bisher viermal wiedergewählt.
Er wird mit dem Satz zitiert "Die Zweiklassengesellschaft zwischen Mitarbeitern und Managern löst sich allmählich auf." Das dürfte eine Illusion sein. Auch der gewählte Chef ist ja "Chef".
Es ist gut, wenn in Unternehmensorganisationen mit Strukuren experimentiert wird. Aber demokratische Prinzipien dürften nur unter bestimmten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen und auch in Grenzen funktionieren.

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