Sonntag, 22. Oktober 2017

Me Too - "Nicht bei uns"

Sexuelle Belästigung gab es auch in Unternehmen schon immer

Angesichts der Me Too - Bewegung sehe ich schon die Firmenvertreter, die im Brustton der Überzeugung "Bei uns kommt so etwas nicht vor" - Statements von sich geben und die ihre Sprecher verlautbaren lassen, dass man eine offene Firmenkultur pflege, die so etwas nicht zulasse. Dem kann ich meine eigene Erfahrung entgegenhalten. In 25 Jahren als Personalleiter eines traditionellen deutschen Maschinenbauunternehmens musste ich sechs Kündigungen wegen sexueller Belästigung aussprechen. Und ich wage zu behaupten, dass es darüberhinaus auch noch eine Dunkelziffer von nicht bekanntgewordenen Fällen gegeben hat.

Noch ausgeprägter wie der Alkoholmissbrauch ist sexuelle Belästigung ein Tabuthema  in Unernehmen. Die Gründe warum das ist, sind auch im Rahmen der Me Too - Bewegung und der Enthüllungen aus Hollywood breit diskutiert worden. Das gilt ähnlich für Unternehmen.
Natürlich hört man auch sofort die Stimmen der Verharmloser. "Ist denn ein harmloser Witz schon Belästigung?", oder der Pfiff hinter der attraktiven Azubine her, wenn sie durch die Produktion läuft. Man muss das als Führungskraft eindeutig mit "Ja" beantworten.
Einem Mitarbeiter, der zweideutige Witze erzählt, insbesondere wenn auch Kolleginnen dabei sind, kann man in freundlichem aber bestimmtem Ton sagen, dass das nicht erwünscht ist. Bei diesem Thema müssen Führungskräfte eine konsequente Eindeutigkeit an den Tag legen. Das fällt dann leichter, wenn diese Haltung im Unternehmen auch "offiziell" vertreten wird.Voraussetzung dafür ist in jedem Fall Offenheit im wahrsten Sinne des Wortes. Offen dafür zu sein, dass jedes Unternehmen ein Ausschnitt der Gesellschaft ist, mit allem Positivem und allem Negativem. Problematische Entwicklungen in der Gesellschaft machen nicht vor dem Werkstor halt. Die Haltung "Bei uns gibt es das nicht" deckt nur eventuelles Fehlverhalten zu. Sie verhindert, dass Betroffene sich ohne Angst offenbaren können. Zusätzlich kann hier helfen, dass es im Unternehmen dafür ausgebildete vertrauenswürdige Personen gibt, die als diskrete erste Ansprechpartner Betroffenen zur Verfügung stehen können.
Aber wenn dann einer "erwischt" wird und das Fehlverhalten auch bewiesen ist, dann muss schnell und konsequent gehandelt werden. Und das kann in der Regel nur Trennung bedeuten.

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