Mittwoch, 15. März 2017

Wieviele Jobs kostet die Digitalisierung wirklich?

Das weiß niemand so genau - aber viele tun so, als ob.


Ein gutes Beispiel dafür ist ein "Studie" aus Oxford, die ein Ökonom und ein Informatiker durchgeführt haben. Wie die Studie zustande kam, war jetzt in der ZEIT nachzulesen (Ausg. 11/17). Die beiden haben eine Liste von über 700 Berufen zusammengestellt und dann mit einer Gruppe von zehn Robotik- und Computerforschern darüber diskutiert, welche von diesen Berufen automatisierbar sind und damit durch Technik ersetzt werden. Ergebnis: Insgesamt 47% aller Arbeitsplätze in den USA (daruf bezog sich die Liste) seien bedroht. Diese Zahl nun fand via Internet eine große Verbreitung und wurde vielfach - unhinterfagt - zitiert.
Dabei wird schnell klar, dass die empirische Relevanz dieser Zahl nicht allzu hoch anzusetzen ist, wenn man sieht, wie sie entstanden ist. Das Nürnberger Institut hat inzwischen eine Gegenstudie in Auftrag veröffentlicht nach der in den OECD-Ländern nur neun Prozent der Berufe autimatisierbar sind. Ein deutlicher Unterschied.
Auch aus der bisherigen technischen Entwicklung ist ja die Erfahrung bekannt, dass keineswegs nur Arbeitsplätze vernichtet werden, sondern auch neue entstehen. So sind beispielsweise in der Produktion zwar Tätigkeiten für Maschinenbediener entfallen, aber neue in der Wartung und Instandhaltung entstanden.
Es ist ähnlich wie mit den Wissensarbeitern in der Wissensgesellschaft - siehe meinen letzten Post: sie sind in aller Munde, aber kaum jemand kann einen fundierten Inhalt beisteuern. Es ist zwar schiwerig mit komplexen Phänomenen umzugehen, aber sie erfordern in jedem Fall eine differenzierte Auseinandersetzung.
Vielleicht liegt ja in der Unlust oder dem Unvermögen dafür ein Grund warum wir in die postfaktische Gesellschaft geschlittert sind.

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