Freitag, 22. Juli 2016

Müssen persönliche Zerwürfnisse zu Trennungen führen?

In der Tageszeitung war neulich zu lesen, dass der Geschäftsführer einer städtischen Gesellschaft mit dem für Ihn zuständigen Dezernenten nicht zurechtkam, oder umgekehrt. In der Berichterstattung war deutlich erkennbar, dass es zwischen den beiden mächtig gekracht haben muss. Der Geschäftsführer war seit fast zehn Jahren im Job und hat die Gesellschaft nachweislich positiv entwickelt. Größere Fehler sind keine bekannt. Die Zeitung zitierte einige Zeitgenossen, die mit ihm zu tun hatten. Alle äußern sich eigentlich positiv, bestätigen aber, dass das Klima zwischen beiden Persönlichkeiten zuletzt sehr schlecht war. Wie so etwas ausgeht, ist bekannt: man trennt sich im gegenseitigen Einvernehmen.

Als Beobachter von außen fragt man sich, muss das sein? Natürlich kennen wir in einem solchen Fall nicht alle Hintergründe und können das Geschehen  kaum beurteilen. Wir haben aber möglicherweise im eigenen Unternehmen oder schlimmenstenfalls sogar selbst ähnliches erlebt. Was kann man in solchen schwierigen Konflikten tun?
Zunächst muss man an die viel beschworene Professionalität der Beteiligten appellieren. Wir treffen nicht immer auf Zeitgenossen, die uns sympathisch sind. Insbesondere in der Arbeitssituation müsssen wir in der Lage sein, auch mit solchen Kollegen auszukommen, die wir weniger mögen. Ich wiederhole hier meinen Spruch "Wir müssen nicht zusammen in Urlaub fahren, aber wir müssen anständig miteinander arbeiten." Man muss am Arbeitsplatz nicht mit allen befreundet sein. Hier hilft es manchmal schon das Anspruchsniveau auf einen kleineren gemeinsamen Nenner auszurichten, im Sinne des obigen Spruchs. Wenn es sich dann besser entwickelt, prima. 
Ganz besonders gilt das für das Verhältnis Chef zu Mitarbeiter. Ich kann nachvollziehen, dass es Konflikte auf Grund unterscheidlicher Arbeitsauffassungen geben kann. Sei es, was den Inhalt angeht oder auch die Ausführung. Bekannt ist ja die Situation neuer Chef. Der verändert pötzlich Abläufe und erzeugt damit Widerstand. Ich will hier nicht das Lehrbuch runterbeten: erst fragen, warum macht ihr das so? Dann erklären, warum eine andere Variante besser sein könnte. Auf der Seite der Mitarbeiter: Offenheit, die Bereitschaft mal etwas anderes zu versuchen, zuhören, lernen, selbstkritisch sein. Kurz, eigentlich müssten sich auf diesem Wege unversöhnliche Zerwürfnisse vermeiden lassen. 
Selbst wenn es zwischen zwei höherrangigen Führungskräften, wie im obigen Beispiel, zu unüberbrückbaren Differenzen über die Geschäftspolitik kommt, muss das nicht in einer derartigen Auseinandersetzung münden. Da hat der Nachgeordnete immer die Möglichkeit sich eine andere Alternative zu suchen und "auf eigenen Wunsch" zu gehen, anstatt den Konflikt zu eskalieren.
Was nach meiner Ansicht nicht akzeptabel ist, wenn der Konflikt weitgehend aus Antipathie entsteht. Hier muss man von den Beteiligten, insbesondere, wenn es sich um Führungskräfte handelt, ein solches Mass an Professionalität verlangen, dass sie sich im Interesse der Organisation arrangieren können.
Meine Antwort also auf die Eingangsfrage: eigentlich müssen persönliche Streitereien nicht zu einer Trennung führen. Eigentlich - aber es menschelt halt doch überall.
 

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