Freitag, 24. Oktober 2014

Social Freezing

Die wörtliche Übersetzung könnte man durchaus doppeldeutig interpretieren. Gemeint ist hier das Einfrieren unbefruchteter Eizellen aus nicht-medizinischen Gründen und dessen Einsatz als Sozialleistung für Frauen und Familien. So sehen das jedenfalls Apple und Facbook, die ihren Mitarbeiterinnenn dieses Einfrieren bezahlen, wenn sie sich zunächst auf ihre Karriere konzentrieren wollen. Es geht hier nicht darum, die individuelle Entscheidung der jeweiligen Frauen zu bewerten. In einer Spontanumfrage einer deutschen Tageszeitung haben einzelne Befragte dieses Angebot durchaus begrüßt. Es würde auch den Rahmen sprengen hier die ethische Problematik zu diskutieren. Was passiert mit den Eizellen, wenn sich die Frau später doch für Kinderlosigkeit entscheidet?

Uns geht es um die Frage, wie ist eine diese Massnahme als betriebliche Sozialleistung zu bewerten? Zunächst ist ein derartiges Angebot eines Unternehmens die klare Botschaft, dass Kinder für die Karriere der Mitarbeiterinnen ein Hindernis sind. Wenn du bei uns Karriere machen willst, dann stelle deinen Kinderwunsch hintenan. Was ist dann, wenn die Karriere ins Laufen gekommen ist und der Wunsch nach einem Kind sich wieder einstellt? Gerade diese Frage macht die Unsinnigkeit eines solchen personalpolitischen Angebots deutlich. Die Familienpause wird nur verschoben. Eine Massnahme, die etwas für die Vereinbarkeit von Kind und Karriere bewirkt, sähe anders aus. Es fällt einem schwer, in dieser Diskussion nicht zynisch zu werden. Man könnte auf die Idee kommen, die Unternehmen sagen sich: Du kannst dein Kind dann bekommen, wenn du dich erst mal ausgepowert hast und deine Karriere sich sowieso dem Ende zuneigt.
Berechtigt ist auch die Frage, die vielfach jetzt gestellt wurde, ob dadurch auch Ungerechtigkeit erzeugt wird. Was ist mit der Mitarbeiterin, die das Angebot nicht in Anspruch nimmt, sich aber trotzdem beruflich weiter entwickeln will? Fühlt sie sich möglicherweise unter Druck gesetzt oder hat sie immer noch die gleichen Chancen? Um noch einmal etwas Zynismus zuzulassen. Wenn man sich die Logik dieses Benefits zu eigen macht, müsste man eigentlich die Frauen bei der Personalentwicklung bevorzugen, die sagen, ich will sowieso keine Kinder also brauche ich auch kein Social Freezing.
Diese "Sozialleistung" passt durchaus in das Konzept der modernen IT-Unternehmen, die großen Ehrgeiz darauf verwenden, die Mitarbeiter möglichst umfassend an das Unternehmen zu binden. Wenn Arbeits- und Privatsphäre möglichst weit miteinander verschmelzen sollen, dann kann man auch versuchen auf die Familienplanung Einfluss zu nehmen.

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