Mittwoch, 25. Juni 2014

WM - Lehren

Wieviel Identifikation mit dem Job muss sein?

Das Fußballspiel wird ja immer wieder - meist zu Unrecht  - als Parallele für vielerlei Lebenssituationen herangezogen. So auch für die Zusammenarbeit in Unternehmen. Ich habe hier schon früher versucht zu schildern, warum das meist unsinnig ist. In einem Punkt taugt der Profifußball allerdings durchaus als Parallele. Man kann an seinem Beispiel sehr gut aufzeigen, was Identifikation mit der Aufgabe und dem Arbeitgeber bedeutet und ob sie notwendig ist für eine erfolgreiche Arbeit.

Viele Arbeitgeber glauben ja auch heute noch, dass es für den Erfolg des Unternehmens notwendig ist, dass die Beschäftigten sich mit ihm identifizieren. "Wir sind eine Familie", Wir sind ein Team, Wir snd elf Freunde" - die Beschwörung des Wir-Gefühls hat noch immer nicht ausgedient. Auch wenn die Realität da nicht mehr ganz mithalten kann. Nehmen wir das Beispiel Bayern München. Ich gehe nicht davon aus, dass einer der Profis dort spielt, weil er sich mit dem Unternehmen oder dem Verein Bayern München identifiziert. Er spielt dort, weil es seiner eigenen Reputation dient, er fürstlich entlohnt wird und natürlich auch weil die Rahmenbedingungen offensichtlich hervorragend sind. Der Verein spielt sozusagen kontinuierlich auf internationalem Niveau. Alles in allem hervorragende Arbeitsbedingungen - zumindest von außen betrachtet. Weil jeder Profi den Ehrgeiz hat nicht auf der Ersatzbank zu sitzen, wird er genug Engagement an den Tag legen, um möglichst in der Stammmannschaft zu spielen. Eine weitergehende Identifikation mit dem Arbeitgeber ist dazu nicht nötig. Oder nehmen wir die Nationalmannschaft. Es fällt mir schwer zu glauben, einer dieser jungen Männer würde zur größeren Ehre des deutschen Vaterlandes auflaufen, auch wenn das manche durch lautes Mitkrächzen bei der Hymne suggerieren. Sie wollen in der Nationalelf spielen, weil sie dann zu den Besten ihrer Zunft gehören und weil sie damit auch ihren Marktwert steigern beziehungsweise bei internationalen Turnieren auf sich aufmerksam machen. Wohlgemerkt, ich möchte das absolut nicht verurteilen. Ich fände es erfrischend ehrlich, wenn das auch so gesagt würde. Solange sie ihren Job ordentlich machen und ihre Spiele gewinnen, ist das in Ordnung. Im Fußball kommt - im Gegensatz zu Unternehmen - der Effekt hinzu, dass die Fans sich mit dem Verein identifizieren wollen. Darum müssen die Vereine und auch der DFB identifikationsstiftende Rituale anbieten: Hymnen beispielsweise. Bei Bayern München werden die Spieler zudem noch bei Meisterfeiern in Lederhosen gezwängt. Das soll wohl auch die Identifikation dienen. Dass der sonst so korrekt gekleidete Trainer dabei ein klägliches Bild abgibt, stört dann nicht mehr.
Nun meinen auch Unternehmen immer wieder, sie müßten Identifikation erzeugen. Nehmen sie sich ein Beispiel an Bayern München. Bieten sie gute Arbeitsbedingungen, spielen sie auf hohem Niveau und achten sie auf die Qualität ihrer Beschäftigten und besonders ihrer Führungskräfte. Und vergessen sie die Identifikation mit dem Unternehmen. Sorgen sie dafür, dass ihre Mitarbeiter sich mit ihren Aufgaben identifizieren können. Das reicht.

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