Mittwoch, 17. Oktober 2012

Mythos hierarchiefreie Organisation

Er ist nicht tot zu kriegen, der Traum vom hierarchiefreien Zusammenleben und -arbeiten in Organisationen. Und wenn schon nicht hierarchiefrei, dann wenigstens hierarchiereduziert. Insbesondere wenn es um Arbeit und Führung in der Zukunft geht, dann sollte diese hierarchiefreier, idealerweise in übergreifenden Netzwerken und sowieso schwerpunktmäßig nur in Projekten stattfinden. Nur so ließen sich die zukünftigen Herausforderungen der Wissensgesellschaft bewältigen.

Wie das mit Träumen so ist, sie können sehr schön sein. Und so lange es Organisationen und menschliches Zusammenleben in diesen Organisationen - und auch außerhalb - gibt, wird davon geträumt werden, gleichberechtigt ohne Unterschiede zusammenzuarbeiten - und zu leben.
Diese Träume sind gut und notwendig. Denn sie sind letztendlich der Ausgangspunkt für kritisches Fragen und daraus folgend für Veränderungen.
Doch ist das überhaupt denkbar: Organisation ohne Hierarchie? Das Lexikon bezeichnnet Organisation als "Funktionsgemäßer Aufbau; planmäßige Gestaltung, Regelung." Betriebswirtschaftlich gesehen geht es um arbeitsteilige Systeme. Es geht um Aufgaben, die mit Verantwortung ausgeführt werden müssen. Diese Aufgaben und Verantwortlichkeiten sind differenzierter je größer die Organisation ist. Es bilden sich übergreifende Aufgaben heraus und schon sind wir bei der Hierarchie.
Organisation und hierarchiefrei ist ein Widerspruch an sich. Die Frage in einer Organisation muß allerdings sein, wie ist die Hierarchie ausgeprägt, wie wird sie gelebt? Ist die Hierarchie für ihr Fortbestehen auf äußere Merkmale angewiesen, auf Statussysmbole? In wechem Maße? Welche Bedeutung hat das Kästchen im Organigramm? Hier kommen wir zu der berühmten Unterscheidung von persönlicher und Amtsautorität.
Und in diesen Fragen liegt für mich auch eine wesentliche Ursache dafür, dass immer von hierarchiefreien Organisationen geträumt werden wird. Die Hierarchie wird in vielen Unternehmen von den Mitarbeitern immer noch als zu tradionell erlebt, als zu "autoritär". Autoritär im Sinne der nicht hinterfragbaren Amts-
autorität. Verkörpert durch Führungskräfte, die wenig Souveränität besitzen, die sich in ihrem Organigramm-
kästchen verschanzen, die keine kritische Diskussion aushalten oder die immer noch meinen, mit Druck
könne man bessere Leistungen erzielen. Wenn der Produktionsleiter als erstes Wert darauf legt, dass er einen
reservierten Parkplatz vor seinem Büro bekommt und diesen mit einem Schild kennzeichnen läßt, dann sollte sich die Organistaion fragen, ob ihre Hierarchie noch zeitgemäß ist.

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