Freitag, 17. März 2017

Hurra - Serving Leadership ist wieder da

Der Scrum Master als "dienende Führungskraft" soll eine alte Idee wieder beleben.

In den neunziger Jahren haben wir - ich schließe mich ausdrücklich ein - mit großer Überzeugung das Gedankengut des Empowerment im Unternehmen propagiert. (Nebenbei: ich bin auch heute noch davon überzeugt). Eines der Elemente dieses Konzepts ist die Vorstellung, dass die Führungskraft ihren nachgeordneten Mitarbeitern "dienen" soll. Sie ist dafür verantwortlich ihre Mitarbeiter zu "befähigen", dass sie ihre Arbeit bestmöglichst erledigen können. Dazu gehören natürlich die äußeren Arbeitsbedingungen, aber auch die persönlichen Fähigkeiten der Mitarbeiter einschließlich ihrer Motivation und - ganz wichtig - die Selbstständigkeit auch all das entscheiden zu können was zum Arbeitsgebiet gehört.
Diese Idee der dienenden Führungskraft ist mittlerweile sang- und klanglos in den Tiefen der Managementideenkiste verschwunden. Das ist wenig überraschend, sind allein schon die Begriffe dienen und führen schwer miteinander zu vereinbaren. Ein Diener folgt sozusagen bedingungslos den Wünschen und Anweisungen seines Herrn, ein Verhältnis, welches man nicht auf die Beziehung Mitarbeiter - Führungskraft übertragen kann.
Um so positiver überrascht war ich, als ich jüngst genau diese Definition der Führungskraft aus der Empowermentzeit bezogen auf die Rolle des Scrum-Masters in der Methodik des Agilen Managements gelesen habe. Sie geht sogar noch weiter, der Scrum-Master gibt keine Anweisungen, ist aber dafür verantwortlich, dass die Arbeitsbedingungen stimmen. Er trägt die Verantwortung für den Scrum-Prozeß. Er soll nicht die Rolle des Chefs übernehmen, überprüft aber die Einhaltung der Regeln. Außerdem soll er den Prozeß ständig optimieren und beispielsweise auch Störungen beheben. Nicht überraschend wird dann gerne auf die Rolle des Coaches zurückgegriffen, die er einnehmen soll.
Ich möchte nicht die Methodik des Agilen Managements in Frage stellen. Im Gegenteil, die Grundidee des iterativen Vorgehens bei komplexen Fragestellungen finde ich sehr sinnvoll. Das Rollenmodell des Scrum-Masters erscheint mir doch problematisch. Es kann meines Erachtens nur funktionieren, wenn im Team ausschließlich aufgeklärte Zeitgenossen versammelt sind, die sich problemlos in diese Kultur einfügen, wenn der Master selbst über die passende Persönlichkeit verfügt
und - das ist vielleicht die wichtigste Voraussetzung - wenn das Scrum-Team in eine "Hierarchie" eingebettet ist, in der es irgendwo dann doch einen gibt, der bestimmte Rahmenbedingungen vorentscheidet.
Führung läßt sich auch in der Arbeitswelt 4.0 nicht so einfach weichspülen und auch die "dienende Führungskraft" scheint mit dem Scrum-Master noch nicht nachhaltig wiederbelebt zu sein.

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