Montag, 13. Januar 2014

Können/sollen Mitarbeiter Unternehmer sein?

In einem Interview in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (29.12.) sagte Herr Kaeser, neuer Chef von Siemens: "....wenn ihr mal nicht mehr weiter wißt, dann handelt einfach so, als wäre es eure eigene Firma." Man muss nicht Herrn Kaeser zitieren, um die weite Verbreitung dieser irrigen Meinung zu belegen, Mitarbeiter sollen so handeln wie Unternehmer. Es dürfte kaum einen Unternehmenschef geben, der sich nicht wünschen würde, seine Mitarbeiter sollen sich so verhalten als seien sie ihre eigenen Unternehmer. Doch macht diese Forderung in dieser pauschalen Form wirklich Sinn?
Bleiben wir beim Beispiel Siemens. In dem Unternehmen werden bestimmt Zielvereinbarungssysteme praktiziert. Würde ich als Unternehmer Zielvorgaben akzeptieren oder würde ich die Ziele meines Unternehmens selbst setzen wollen? Auch bei Siemens gibt es sicher Bewertungssysteme, mit denen Profitabilität und Risiko von Angeboten geprüft werden müssen und klare Vorgaben, wer ab welchem Auftragsvolumen über die Abgabe des Angebotes entscheidet. Eine sicherlich vernünftige Einrichtung. Aber würde ich als Unternehmer immer so entscheiden, wie es mir das Regelwerk des Unternehmens als Mitarbeiter vorgibt? Ganz sicher nicht. Unternehmen - und besonders Großorganisationen wie Siemens - tun alles mögliche, um das Unternehmertum ihrer Mitarbeiter einzuschränken. Und auch das ist venünftig. Ein Unternehmen hat ein Gesamtziel zu erreichen und die Aktivitäten der Mitglieder müssen auf dieses Ziel hin koordiniert werden. Da bringt es überhaupt nichts, wenn jeder eigene unternehmerische Ideen verfolgen würde. Und wenn Herr Kaeser in dem Interview weiter sagt: "Das mögen 370 000 unterschiedliche Dinge sein, aber am Ende führt alles in eine Richtung, nämlich zum Besseren....", dann ist das schlichte Management-Ideologie, die den Mitarbeitern eine Eigenständigkeit vorgaukelt, die sie so nicht haben und die auch so nicht gewünscht ist. Offensichtlich glauben aber viele Manager, dass derartige Verlautbarungen eine motivierende Wirkung auf ihre Leute haben. Dabei wäre es ungleich motivierender das auf den Prüfstand zu stellen und zu stutzen, was heute so unter der Überschtift des Performance Managements betrieben wird. Unternehmertum fängt damit an, dass ich den Mitarbeitern zunächst einmal zutraue, dass sie ihre Arbeit eigenständig bewältigen können.

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