Montag, 22. Juli 2013

Ständige Erreichbarkeit - Mythos, Statussymbol oder Realität?

Im Januar hatte ich in einem Post dazu eine Forsa-Umfrage zitiert, nach der jeder zweite Berufstätige für seinen Arbeitgeber in der Freizeit erreichbar ist. In der auch schon einmal erwähnten IG-Metall Beschäftigtenbefragung wurde u.a. auch die Frage gestellt "Der Betrieb erwartet, dass ich auch außerhalb meiner normalen Arbeitszeit erreichbar bin (z.B. E-mail, Handy)." Von immerhin 132.318 Beschäftigten antworteten 3%, dass sie ständig erreichbar sein müßten und 7% häufig. 61% müssen demnach nie außerhalb der Areitszeit erreichbar sein und 29% selten. Faßt man alle, die erreichbar sein müssen, zusammen, dann kommen wir auf 40% und damit schon nahe an die Größenordnung aus der Forsa-Umfrage. Zum Hintergrund sollte noch erwähnt werden, dass die IG-Metall-Befragung einen gewissen Schwerpunkt im Produktionsbereich hatte aber auch ein gutes Drittel der Antworten aus Angestelltenbereichen kam. Es scheint also offensichtlich tatsächlich Realität zu sein, dass ein großer Teil der Beschäftigten in der Freizeit für den Arbeitgeber ansprechbar ist  - oder glaubt es sein zu müssen. Bemerkenswert ist für mich die Zahl, dass 3% ständig erreichbar sein müssen. Absolut wären das stolze 3.969 Personen. Da frage ich mich schon, welche Funktionen üben diese Menschen aus, dass sie ständig erreichbar sein müssen? Natürlich gibt es Mitarbeiter, die bspw. in existentiell kritischen Infrastrukturbereichen tätig sind, insbesondere die zuständigen Führungskräfte, die prinzipiell ständig erreichbar sein müssen. Aber das dürfte selbst in großen Betrieben eine überchaubare Zahl sein. Selbst ein Vorstandsvorsitzender muss nicht ständig erreichbar sein auch wenn er es vielleicht glaubt. Welche betrieblichen Notwendigkeiten gibt es, die eine derartige Verfügbarkeit begründen?
Vielleicht meldet sich ja jemand und kann mir erklären, warum er ständig erreichbar sein muss.
Wenn Sie als Führungskräfte Verantwortung tragen, achten sie darauf, ob sie bei ihren Mitarbeitern die Erwartung erzeugen, auch außerhalb der Arbeitszeit erreichbar zu sein und ob es dafür wirklich eine berechtigte Notwendigkeit gibt. Gerade jetzt in der Urlaubszeit lohnnt es sich darüber einmal nachzudenken. Und auch sich selbst sollten sie fragen, ob sie wirklich alle zwei Tage im Urlaub den festen Telefontermin mit der Sekretärin/ihrem Vertreter brauchen, um irgendwelche Belanglosigkeiten auszutauschen, die sie auch zwei Wochen später noch rechtzeitig erfahren hätten. Sie müssen dann natürlich auf den Eindruck im Urlaubshotel verzichten ein wichtiger Mensch zu sein.

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