Freitag, 10. Mai 2013

Kann/muss sich der Chef um die Kleidung der MitarbeiterInnen kümmern?

In einer Welt wie der Arbeitswelt, wo meistens erwachsene Menschen miteinander zu tun haben, dürfte es diese Frage eigentlich gar nicht geben. Aber besonders jetzt zu Beginn der wärmeren Jahreszeit taucht sie mit schöner Regelmäßigkeit wieder auf. In verschiedensten Zeitungen und Zeitschriften erscheinen dann Artikel über den Dresscode im Büro bei sommerlicher Hitze. Auch aus meiner persönlichen Erfahrungen kenne ich immer wieder die Frage von Führugnskräften, wie sie sich verhalten sollen, wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter in nach ihrer Meinung unangemessener Kleidung zur Arbeit kommt.
Offensichtlich verursacht diese Frage auf beiden Seiten Unsicherheit. Dabei sollte man meinen, um auf meinen Eingangssatz zurückzukommen, dass erwachsene Menschen wissen, wie sie sich in welchen Situationen anzuziehen haben. Das ist für mich in der Tat auch die erste und grundsätzliche Antwort auf diese Frage. Ich muss von meinen MitarbeiterInnen - gilt für Frauen und Männer gleichermaßen - erwarten können, dass sie wissen, wie sie sich anzuziehen haben. Eine Mitarbeiterin sollte ein Gespür dafür haben, in welchem Masse sie ihre Weiblichkeit in Szene setzt. Das nützt nicht nur im Büro sondern auch im Privatleben. Der männliche Kollege sollte von selbst darauf kommen, dass er die Jeans, die er bei der Gartenarbeit anhat, nicht unbedingt ins Büro anziehen sollte. Bei vielen ist das ja auch so. Allerdings kann man schon beobachten, dass gerade bei jüngeren Leuten die Lockerheit in Kleidungsfragen zugenommen hat und die Sensibilität für die angemessene Kleiderwahl dem allzu unkritischen Folgen von Modetrends zum Opfer gefallen ist.
Wenn man also von den Mitarbeitern erwarten muss, dass sie wissen, wie man sich anzieht, heißt das für Unternehmen und Vorgesetzte, auch nur dann regelnd einzugreifen, wenn es zu wirklich unangemessenem Verhalten kommt. Wenn der Mitarbeiter beim Kundenbesuch im ordentlichen Anzug erscheint aber am reinen Bürotag im Sommer mit T-Shirt und Sandalen kann das o.k. sein. Wenn die Mitarbeiterin im Sommer mit Rollkragenpullover am Schreibtisch sitzt, ist das ihre Angelegenheit  und bedarf nicht des Eingreifens des Chefs. Heikel wird es bei der Frage, wie tief darf der Ausschnitt der Mitarbeiterin sein? Manche männliche Führungskraft weiss sich in einem solchen Fall noch immer nicht besser zu helfen als mit einem lockeren Spruch aus der Chauvi-Schublade. Das geht gar nicht. Aber es ist in jeder Hinsicht akzeptabel und auch keine Belästigung - wie sofort manche fürchten - wenn der Vorgesetzte die Mitarbeiterin in aller Form und mit aller Höflichkeit aber auch Bestimmtheit auf eine unangemessene Kleidung hinweist. Er sollte dabei aber auch das notwendige Augenmaß und Verständnis für modische Entwicklungen haben. Das violett gefärbte Haar der Buchhalterin oder ihr Piercing müssen nicht unbedingt die Qualität ihrer Arbeit beeinflussen.
Ein Beispiel für diesen Wandel ist die Krawatte. Es ist heute akzeptabel bei vielen Anlässen ohne Krawatte zu erscheinen, wo es früher undenkbar gewesen wäre.

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