Mittwoch, 21. November 2012

Mythos Burn-Out ? II

Kaum ist das Thema Burn-Out und psychische Belastungen in fast aller Munde kommen schon Forderungen und Ideen für die entsprechenden Führungskrücken. Es wird nach Richtlinien gerufen, nach Erweiterungen der gesetzlichen Arbeitschutzregelungen. Wenn man sich so manches andere Thema vorstellt, was Gegenstand von Gesetzen geworden ist, kann man sich ausmalen, was dabei herauskommt, wenn die Vermeidung von psychischen Belastungen auf diese Weise gefördert werden soll. Da wird dann vorgeschrieben, ab welcher Uhrzeit ein Mitarbeiter keine dienstlichen mails mehr zu lesen braucht. Man könnte so auch sicherstellen, dass man nicht mehr im Urlaub ans Handy zu gehen braucht, wenn man die Nummer seines Chefs erkennt. Sinnvoll wäre es überhaupt zu regeln, dass man als Vorgesetzter pro Tag nur eine sehr begrenzte Anzahl von mails an seine Mitarbeitern schreiben darf. Stattdessen wird eine tägliche Mindestzeit persönlicher Kommunikation verordnet. Dann wüßten die Chefs endlich, dass sie mit ihren Leuten reden müßten, sich mit ihnen persönlich beschäftigen müßten.
Ein Gesetz oder auch eine tarifvertragliche Regelung kann auf einem solchen Gebiet nur an den Symptomen herumregeln. Gerade hier kommt es auf die Eigen - Verantwortung der Führungskräfte und auch Mitarbeiter an. Sobald es Richtlinien gibt, fühlen sich viele Führungskräfte und auch Untenehmen insgesamt entlastet. Wir machen das, was im Gesetz steht, heißt es dann - und nicht mehr. Gott sei Dank gibt es auch solche, die mehr machen, gerade auf diesem Gebiet. Aber auch die müssen darauf achten, dass das tatsächliche Führungsverhalten zu dem paßt, was im Gesundheitsprogramm unter "Stress und Entspannung" vermittelt wird.
Aktuelles Erlebnis am Rande: Dieser Tage hörte ich von einem jungen Mann, Student des Maschinenbaus, der regelmäßig neben dem Studium in einem Kaufhaus jobt und sich dann auch noch als Trainer in einem Sportverein engagiert. Ein Verhalten, das in unserer Geselllschaft hoch anerkannt ist. Wir HR-Leute werden diesen Mann später begeistert zum Vorstellungsgespräch einladen.
Wird hier nicht schon das Klima gefördert, in dem später Burn-Outs gedeihen?

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